Südeuropa 2022 – Woche 3

Südeuropa 2022 – Woche 3

Kurzversion

Latte/Ventimiglia 62,8 km (Ausflug nach Monaco) – Gremaud 185 km (Ausflug nach St. Tropez) – Marseillan Plage 340 km (Ausflug nach Mèze und Sète)

Die etwas ausführlichere Version

Den Sonntag starten wir mit einem feudalen Geburtstagsfrühstück für Willi mit (mitgebrachten) Weißwürsten und Brezen, selbstgbackenem Kuchen (nachdem wir das Verbrannte abgeschnitten haben, schmeckt er sehr gut) und einem Glaserl Prosecco.

So gestärkt macht sich Willi mit dem E-Bike auf zu einer Erkundungstour und wir zwei machen die Gegend mit dem Roller unsicher. Wir fahren einfach mal Richtung Landesinnere und schauen, wo wir rauskommen. Und das ist dann in Diano Castello, einem kleinen Dorf mit Festungscharakter und traumhaften Ausblick, einer alten Kirche und hübschen kleinen Gässchen. Fotos gibt es von dem Ausfug keine, wir haben nämlich beide unser Handy vergessen 🤭 Allerdings waren hier auch schon mal die Grimaldis, was uns darüber wegtröstet.

Am Nachmittag ziehen Wolken auf und es schaut recht grimmig aus, aber mehr als ca. 5 Tropfen regnet es nicht.

Abends gehen wir nochmal zum Restaurant am Campingplatz und lassen uns das sehr leckere Geburtstagsessen schmecken.

Nach fünf Tagen rumlungern an einem Ort (man könnte fast meinen, wir hätten Urlaub ;-)) geht es weiter nach Ventimiglia, genau genommen in den kleinen Ortsteil Latte. Latte überzeugt uns nicht wirklich, auch der Campingplatz ist bis jetzt der am wenigsten schöne auf der Reise. Dafür sind die Angestellten alle sehr nett und geduldig. Nach einigem hin und her haben wir uns alle für einen Platz entschieden. Allerdings stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass unser Platz vorher scheinbar ein inoffizielles Hundeklo war. Dem entsprechend sieht es aus und riecht es auch… 🤢

Wir bemühen uns um einen anderen Platz und können den netten Einweiser schließlich auch überzeugen, dass er uns den Platz gibt, den wir am sympatischsten finden.

Wir freuen uns, parken um und bekommen einen Schreck: Armins Ausweis ist nicht mehr da. Allzuweit kann er nicht sein, beim Einchecken war er noch da. Also geht die große Suchaktion los. Wir suchen erstmal „nur“ ein halbe Stunde und gehen dann einkaufen. Danach geht’s dann weiter – wir räumen ca. 2 Stunden lang alles bis auf die Kleiderschränke aus und wieder ein (und machen nebenbei gleich alles sauber, wenn wir schon mal dabei sind) aber der Ausweis bleibt verschwunden.

Nach nochmaliger Überlegung, wann wir den Ausweis zum letzten Mal gesehen haben, schauen wir noch in den Lüftungsschlitz zwischen Lautsprecherabdeckung und Windschutzscheibe und tadaaa – da liegt er, ganz unschuldig und ohne einen Mucks zu machen. Wir sind heilfroh, dass er wieder aufgetaucht ist und gönnen uns auf den Schreck hin erst mal ein von zu Hause mitgebrachtes Chilli con Carne.

Andrea hat nach den heutigen Ereignissen einen Reiseblues und wird von Barbara mit Spagetti Bolgnese und einem Aperol Sprizz zur Feier des wieder gefundenen Ausweises wieder aufgepäppelt.

Für Erheiterung sorgt auf dem Campingplatz das Schild bei den sanitären Anlagen, dass darauf hinweist, dass diese auf der einen Seite für Frauen und auf der anderen Seite für Menschen gedacht sind 😂

Am Dienstag brechen wir zu einem der Höhepunkte unserer Reise auf – es geht nach Monaco. Mit dem Shuttle-Service des Campingplatzes werden wir nach Menton Garavan zum Bahnhof gefahren und von dort aus geht’s mit dem Zug nach Monaco.

Die Reste des Formel 1 Rennens vom Sonntag sind überall noch zu sehen und befinden sich gerade im Abbau. Für die Männer ist das noch sehr beeindruckend, für die Frauen der Gruppe eher lästig, weil wir viele Umwege hinnehmen müssen.

Wir spazieren erst zum Yachthafen und bestaunen die riesigen Yachten und gehen über einen hübschen japanischen Garten weiter zum Strand von Monaco. Auf dem Weg sind wir etwas ernüchtert und enttäuscht, dass es ziemlich viele, ziemlich häßliche Hochhäuser gibt und direkt am Meer ist eine gigantische Baustelle, bei der weitere Hochhäuser entstehen.

Öffentlicher Strand von Monaco – also für den Pöbel 😉

Den Rückweg nehmen wir über das Casino und jetzt wird es richtig cool. Das Casino ist ein wunderschönes Gebäude und Armin findet heraus, dass es auch möglich ist, rein zu gehen. Einzige Voraussetzung ist, dass man Hut oder Kappe abnimmt und jemand den Rucksack kontroliert. Das schaun wir uns natürlich an und im Souvenier-Laden erstehen wir noch eine Kaffeehaferl für unseren philosophischen Morgenkaffe zu Hause 😉

Zwischen dem Casino und dem recht nobel und teuer aussehendem Hotel daneben steht das Batmobil und wir überlegen, ob Batman nun im Casino zockt oder im Hotel chillt. Das wird wohl immer ein Geheimnis bleiben…

Im „Sports&Stars“ stärken wir uns mit einem Burger für den Aufstieg zur Residenz der Fürstenfamilie. Der schweißtreibende Aufstieg wird belohnt mit einem edlen Bau und einer grandiosen Aussicht. Auch hier gibt es wieder kleine Gässchen zu erkunden und dabei finden wir auch die wunderschöne Kathedrale und besichtigen sie. Wir gehen bis zum ozeanographischen Museum und bewundern die detailgetreue Architektur und die grandiose Aussicht. Nach der anfänglichen, leichten Enttäuschung sind wir jetzt absolut der Meinung, dass Monaco definitv eine Reise wert ist.

Residenz von Monaco
Kathedrale

In Menton am Bahnhof lungern wir k.o. von der der vielen Lauferei herum und warten auf unseren Shuttle zurück zum Campingplatz, als uns ein netter Polizist anspricht, ob alles ok ist bei uns. Wir kommen bissl ins Ratschen und es stellt sich raus, dass er früher oft in Inzell war und an Eisschnellauf-Rennen teilgenommen hat.

Nachdem uns weder der Campingplatz noch Latte sonderlich vom Hocker reissen, soll es am Mittwoch weiter gehen. Erst wollen wir nach Cannes und dort wenn möglich ein bisschen auf der Croissette flanieren. Danach soll es dann weiter zur Verdonschlucht gehen, dem Grand Canyon Europas. Soweit der Plan…

Es geht damit los, dass wir auf der Autobahn erst mal von den LKWs überrascht werden, die recht halsbrecherisch und ohne Rücksicht auf Verluste unterwegs sind. Dann kommt alle paar Kilometer eine Mautstation, bei der wir gefühlt für jeden Tunnel und jede Brücke ein paar Euro bezahlen müssen. Die für uns nicht wirklich einleuchtende Beschilderung verwirrt uns mehr als sie uns hilft und einmal sehen wir  erst in letzter Sekunde, dass bei der von uns gewählten Spur nur Fahrzeuge bis 2m durch passen. Wir haben aber im Moment ca. 2,40 m und so heißt es rückwärts Spur wechseln auf der Autobahn. Zum Glück ist nicht extrem viel los und irgendwann kapiert auch das einzige Auto hinter uns, dass es nichts bringt, wenn er stur stehen bleibt, weil wir schlicht und ergreifend einfach nicht durch passen. Wir schaffen es zum Glück ohne Schäden an Leib, Leben und Auto und auch ohne Riesenärger…

Die (Schwieger)Eltern werden nach einer Mautstation vom Zoll rausgewunken und das Wohnmobil wird kontrolliert. Nach einer Inspektion inkl. Bad ist der Spuk aber auch schon wieder vorbei und die beiden können weiter fahren.

In Cannes stellt sich heraus, dass es zum einen viel größer ist als wir anhand der Beschreibungen dachten und dass es auch nicht möglich ist, mit unseren Gefährten irgendwo zu parken und zu flanieren. Nach einigem Suchen im Stadtverkehr geben wir auf und beschließen nach Castellane, unserem endgültigen Ziel für heute, zu fahren.

In Grasse, einem eigentlich recht hübschen Ort und dem Schauplatz des Romans „Das Parfum“ werden diese Pläne allerdings zunichte gemacht. Weder unsere diversen Navis noch wir finden einen Weg, den auch Wohnmobile befahren dürfen durch diesen Ort. Wir scheitern mehrmals und drehen auch einmal um, weil es einfach zu eng wird. Irgendwann geben wir entnervt auf,  fahren zurück Richtung Küste und beschließen dann eben St. Tropez unsicher zu machen.

Grasse

Kurz bevor wir die Autobahn verlassen (können), schlägt Murphy ein letztes Mal zu für heute zu und lässt die (Schwieger)Eltern nicht bezahlen. Wir versuchen mehrere Möglichkeiten und Karten und irgendwann klappt es dann mit vereinten Kräften und wir können die letzten paar Kilometer zum Campingplatz fahren. Dort angekommen werden wir mit einem wunderschönen Meer und traumhaften Strand für die Strapazen des Tages entschädigt.

Blick Richtung St. Tropez

Nach einer unruhigen Nacht (am Campingplatz geht eine Straße vorbei, auf der auch nachts viel Verkehr ist, u. a. mit sehr lauten Motorrädern und Sportwagen) organisiert uns Armin in einer Bäckerei in Grimaud frische Croissants und Baguettes von einem kleinen Dorfbäcker wie aus dem Märchen – hmmmm.

So gestärkt machen sich die (Schwieger)Eltern mit dem E-Bike auf sehr gut ausgebauten Radlwegen und wir mit dem Roller auf nach St. Tropez. Ganz brav und vorschriftsmäßig haben wir beide Handschuhe an, das ist in Frankreich nämlich Pflicht und so bekommen wir auch sicher keine kalten Hände…

In St. Tropez am Yachthafen freuen wir uns, dass es eine extra Einfahrt für Roller gibt und für Roller der Parkplatz kostenlos ist. Generell ist Roller fahren in Südfrankreich sehr angenehmen, weil jeder auf Rollerfahrer Rücksicht nimmt. Die Yachten, die wir hier im Hafen sehen lassen die Yachten in Monaco schon fast ein bisschen armselig wirken. Eine ist noch größer und pompöser als die andere und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

An der Promenade des Hafens tummeln sich die Reichen und Schönen und wir schauen uns mal aus der Nähe an, was „sehen und gesehen werden“ heißt. Andrea findet ihren persönlichen Himmel in einem Geschäft mit massenhaft Gummibärchen – da Wahnsinn!!! Und obendrein gibt es hier eine Blechdose mit besonderen Keksen und einem eingestanzten Bild von St. Tropez im Angebot… Ein tolles Souvenir! Hinter dem Yachthafen gibt es – man glaubt es kaum – für uns mal wieder kleine Gässchen zu erkunden, in einigen bestaunen wir Boutiken mit sündhaft teuren Waren. Auch das Essen ist sehr hochpreisig, so kostet z.B. eine Pizza Margerita schlappe 12€! Dafür hat hier selbst die Bedienung aufgespritzte Lippen…

Zurück am Campingplatz lümmeln wir bissl am Platz und Strand rum und gehen auch mal ins traumhaft klare und recht angehem warme Wasser baden.

Abends schwingen wir uns nochmal auf den Roller und schauen uns Grimaud Port an, dass uns ein bisschen an Venedig erinnert.

Port Grimaud

In unserem Dachzelt schieben wir uns Ohropax bis ins Kleinhirn um wenigstens ansatzweise den Straßenlärm ausblenden zu können. Es klappt einigermaßen und wir schlafen besser als in der ersten Nacht. Trotzdem ist uns der Campingplatz einfach zu laut und wir beschließen, den drohenden Schlechtwettertag (übrigens der erste auf der Reise) zu nutzen um etwas Strecke zu machen.

Wir schaffen es, alles einzupacken bevor es anfängt zu regnen und werden heute wieder mit den französischen Straßen und Autobahnen versöhnt. Ein normales Fahren ist möglich und inzwischen finden wir uns auch bei den Mautstationen zurecht, auch wenn die Maut moderner Wegelagerei gleicht und sich für uns nicht immer ein Sinn ergibt, warum an bestimmten, scheinbar willkürlich aufgestellten Mautstellen entweder ein Ticket gezogen oder bezahlt werden muss.  Egal, wir müssen ja nicht alles verstehen. Dafür können sie vollelektronisch die Fahrzeuge in verschiedene Kategorien einordnen.

Einen Stau vermeiden wir elegant, indem wir genau davor auf einen Rastplatz fahren und einfach so lang Pause machen, bis er sich aufgelöst hat. Am Anfang der Fahrt hat es mal richtig geregnet und wir haben uns alle gefreut, dass Bus und Womo von dem ganzen Staub befreit wurden. Inzwischen kommt die Sonne immer mehr durch und bei unserer Ankunft in Marsellain Plage hat es schon wieder nette 30°C.

Am Campingplatz Beause Jour werden wir sehr nett begrüst und dürfen uns unsere Plätze aussuchen. Gleich nach dem Aufbauen wollen wir uns den Strand anschauen, von dem aus wir schon so verheißungsvoll die Wellen rauschen hören. Wir gehen über die Düne und es verschlägt uns fast die Sprache so schön ist es hier. Und netterweise ist unser Strandabschnitt im Gegensatz zu vielen anderen kein bisschen überbevölkert. Ganz ins Wasser traut sich allerdings nur Willi. Wir anderen gehen nur bis zum Knie rein. Erstens ist es frischer als erwartet und zweitens sehen wir viele kleine Quallen schwimmen.

In dieser Nacht hören wir nur das Meeresrauschen und es ist einfach traumhaft. Schon gestern waren wir uns einig, dass wir hier nicht nur zwei, sondern drei Nächte bleiben wollen. Andrea nutzt das etwas bewölkte Wetter und sortiert ohne einen Sonnenbrand zu riskieren ihre Knochen bei einem Yoga am Strand und erheitert damit ein kleines Mädchen sehr.

Die (Schwieger)Eltern gehen mit dem Radl auf Erkundungstour und wir mit dem Roller. Wir schlendern durch Marsellain Port und gönnen uns in Mèze ein sauleckeres typisch französisches Mittagessen mit Muscheln für Armin und einem 3-Gänge-Menu bestehend aus gebackenem Camenbert mit Salat, knusprigem Fisch und Creme Brulée.

So gestärkt düsen wir weiter nach Sète und sehen am Wasser erst ein paar Muschel- und Austernfarmen und später auch noch einen ganzen Haufen Flamingos. Wir sind überrascht, wie groß und schön Séte ist aber für eine genauere Besichtigung fehlt uns trotzdem die Muse und so fahren wir nur durch und staunen. Auf dem Rückweg zum Campingplatz kommen wir noch an einem kilometerlangen, traumhaft weißen Sandstrand vorbei auf dem sogar ein Wohnmobilstellplatz angelegt ist. Eine tolle Rollertour um den Etang de Thau, bei dem die Zeit wie im Flug vergangen ist.

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