Der Norden 2023 – Woche 2

Der Norden 2023 – Woche 2

Die Kurzversion

Fähre von Grenaa (Dänemark) nach Halmstad (Schweden) – Vilshärads; Sjötorp – Campen direkt am Vänernsee; Sörfjärdens – Campingplatz irgendwo im Nirgendwo; Lövanger – Seeschwalben beobachten; Seskarö – ab auf die Insel

Die Langversion

Die zweite Woche unserer Tour starten wir mit einem Länderwechsel. Obwohl wir nicht dazu gekommen sind, auf dem tollen Campingplatz in Grenaa Piraten-Minigolf zu spielen, verabschieden wir uns gegen Mittag und fahren die paar Minuten zum Hafen und dort auf unsere Fähre, die uns nach Halmstad in Schweden bringen soll.

Die Überfahrt mit einer Fähre der Reederei Stena Line ist die beste Überfahrt, die wir je erlebt haben. Das Schiff fährt so ruhig, dass nicht mal Andrea ein ungutes Gefühl hat, es ist alles blitzblank sauber und leise. Außerdem ist sie auch noch super pünktlich und im Vorfeld war die Buchung schon absolut unkompliziert. Wir sind völlig von den Socken und restlos begeistert.

In Schweden angekommen, fahren wir noch ein viertel Stündchen zu dem Campingplatz in Vilshärads, den wir uns vorab schon mal rausgesucht haben. Der Aufbau geht wie immer ratzfatz, vor allem, weil wir morgen wieder einen Early Bird machen wollen und deshalb bleibt das Dachzelt heute zu.

Obwohl wir schon ziemlich ko sind, raffen wir uns noch auf und gehen den Kilometer zum Strand und werden mit einem wirklich wunderschönen, einsamen Strand und traumafter Abendstimmung belohnt.

Unser nächstes Ziel ist der Vänernsee, der drittgrößte Binnensee Europas. Auf dem Weg dorthin sehen wir auf einer Wiese neben der Straße ein paar Kraniche. Außerdem sinnieren wir a bissl und stellen fest, dass Dänemark der Inbegriff von Glamping ist. Schweden ist wieder mehr Camping, ursprünglicher und ohne die vielen Extras, trotzdem sauber und sehr schön.

Der Campingplatz Askeviks liegt malerisch direkt am Vänernsee und wir bekommen einen Stellplatz in der ersten Reihe direkt am See. Hier bleiben wir mal zwei Nächte und richten uns gemütlich ein.

Der Sonnenuntergang, den wir direkt von unserem Stellplatz aus beobachten können, beeindruckt sogar uns anspruchsvolle Sonnenuntergangs-Anbeter. Netterweise sehen wir den Sonnenuntergang sogar vom Bus aus, es fliegen nämlich haufenweise Stanzn (Moskitos) und ich husche nur ab und zu kurz fürs bessere Foto aus dem Bus.

Den fahrfreien Tag verbringen wir recht gemütlich mit ein bisschen zocken (Backgammon), lesen und bläd schaun. Hier liegt der Sommer schon ein bisschen in der Luft und ich lege mich sogar mal für ein halbes Stündchen an den nur wenige Meter entfernten Sandstrand. Heute sind keine Stanzn da, die uns im Bus halten, heute ist es ein ordentlicher Wind, der nicht nur dafür sorgt, dass ich mir schnell wieder (wesentlich) mehr anziehe als einen Bikini, sondern auch dafür, dass wir den Sonnenuntergang wieder vom Bus aus anschauen 😉

Am Donnerstag geht’s weiter Richtung Norden und nach zwei faulen Tagen wollen wir mal bisschen Strecke machen. Wir werden aber noch am Vormittag eingebremst, weil direkt neben unserer Strecke mehrere Outdoor- und Sportgeschäfte nur darauf warten, von uns erobert zu werden.

UND weil wir unbedingt für einen Rastplatz stehen bleiben müssen – da kommt der Bua im Mann wieder mal durch.

Nach dem erfolgreichen Shopping geben wir der schwedischen Fastfood-Kette „Max“, bei der wir bei unserem Nordkap-Trip eher schlechte Erfahrungen gemacht haben, noch eine Chance. Diesmal sind wir schon wesentlich mehr beeindruckt als vor vier Jahren und ich traue mich an meinen ersten veganen Burger und stelle überrascht fest: er schmeckt, und das sogar richtig gut (also, wenn man Fastfood mag).

Jetzt geht es aber wirklich weiter und wir rattern die restliche Strecke in einem Ratsch runter, nur kurz von Fahrerwechseln unterbrochen. Vom Auto aus sehen wir in der Nähe von Hundiksvall sogar einen Elch, der hinter den Vildstängsel (= schwedisch für Weidezaun) steht.

Um den Campingplatz in Sörfjärden zu erreichen, schickt uns das Navi über sehr schlanke und huggelige Straßen durch dichte Wälder und wir bezweifeln irgendwann, ob da überhaupt noch was kommt. Und siehe da, auf einmal kommen wir tatsächlich zum Campingplatz und unser geschultes Camperauge sieht sofort, dass wir hier kein Problem bekommen sollten, einen Platz zu ergattern. Mit dem einchecken schaut es schon etwas schwieriger aus. Wir haben bei unserer Planung schlicht übersehen, dass der Campingplatz erst einen Tag später die Saison eröffnet. Während wir etwas bedröppelt rumstehen und überlegen, was wir jetzt machen, kommt doch noch ein Mitarbeiter des Campingplatzes vorbei. Der ist zwar nicht sonderlich gesprächig, brummt aber seine Zustimmung, dass wir da bleiben und am nächsten Tag zahlen dürfen. Das versuchen wir auch am nächsten Tag, aber der sehr nette Besitzer erklärt uns, dass wir nichts zahlen brauchen, weil ja eh noch nicht offen ist.

Gleich nach der Freude über den netten Campingplatz-Besitzer freuen wir uns auch noch darüber, dass der Weg zurück zur E4 wesentlich kürzer möglich ist als die abenteuerliche Anfahrt vom Vortag. Voller Tatendrang rauschen wir weiter Richtung Norden – und werden von einem Fjäll Räven Outlet ausgebremst. Da können wir schließlich nicht einfach so vorbeifahren… Ich rüste auch gleich nochmal mit einem (weiteren) warmen Kleidungsstück auf, schließlich sinken die Temperaturen merklich, je weiter wir in den Norden kommen.

Es wird nicht nur kälter, wir sehen auch immer mehr Tiere auf der Weiterfahrt Richtung Norden: wieder ein paar Kraniche, brütende Schwäne und ein paar Rehe.

Der Campingplatz den wir heute ansteuern liegt auch etwas abseits der E4 und diesmal ist es eine Schotterstraße, die uns irgendwo ins Nirgendwo führt. Dieser Abstecher lohnt sich so richtig und wir landen am bis jetzt schönsten und ursprünglichsten Campingplatz dieser Reise. Er hat zwar keinerlei Schnickschnack und die sanitären Anlagen und Küche sind auch schon ein wenig in die Jahre gekommen, dafür ist alles blitzeblank sauber und die Lage an einem kleinen Fjord am Ende der Straße ist unglaublich idyllisch. Die Bezahlung läuft auf Vertrauensbasis indem man seinen Namen und Kennzeichen auf ein Kuvert schreibt, die Platzgebühr reinlegt und es dann in einen Briefkasten einwirft.

Bei einem kleinen Waldspaziergang entdecken wir letzte Schneereste und stellen fest, dass hier jetzt erst die Palmkätzchen blühen. Schon seit ein paar Tagen haben wir irgendwie den Eindruck, als würden wir vor dem Frühling davon fahren…

Die schwedischen Dauercamper sind sehr sehr nett und laden uns ein die bereits aufgeheizte Sauna zu benutzen und anschließend ein Bad im See, der ca. 4-6 Grad warm ist, zu genießen. Diese Erfahrung haben wir zunächst ausgeschlagen und gleich darauf beschlossen bei der nächsten Gelegenheit mitzumachen!

Abends beobachten wir mit den Fernglas noch ein paar Seeschwalben beim Jagen und ein paar Enten beim Raufen und genießen die die wunderbare Ruhe und Idylle.

Nach einem erfrischenden (ca. 8 °C) Yoga mit Seeblick und einem Kaffee geht es weiter nach Seskarö. Über eine Brücke kommen wir auf die Insel Seskarö, die im Haparanda-Archipel liegt. Auf dem Campingplatz treffen wir ein nettes, älteres Ehepaar aus Deutschland, die seit einigen Jahren in Schweden wohnen und uns mit einigen Tipps versorgen. Unter anderem erzählen sie uns auch, dass sie nicht wie geplant an die Lofoten gefahren sind, weil dort das Wetter so übel war, mit Stürmen und Schneefall…

Bei einem Spaziergang der uns teilweise am Meer entlang und teilweise durch einen dichten Wald führt finden wir alle paar Meter Elch-Losung. Zu Gesicht bekommen wir keines der riesigen Tiere, worüber wir aber auch ganz froh sind.

Abends frischt der eh schon ganz ordentliche und kalte Wind noch mehr auf und wir lassen das Dachzelt lieber wieder unten. Heute sind wir richtig froh um unseren Heizlüfter im Bus. Die Füße werden trotzdem erst wieder warm, als zwei Wärmflaschen unterstützend eingreifen.

Es zieht immer mehr zu und der schwedische Wetterbericht, den wir nach dem Gespräch mit dem netten Ehepaar konsultieren, vermeldet für Nordnorwegen inkl. Lofoten zwar nicht mehr unbedingt Schnee, aber trotzdem fast ausschließlich Regen bei Temperaturen unter 10 Grad. So ganz dezent macht sich ein erster leichter Reise-Blues bemerkbar, dem wir mit „warm im Bus einmümmeln“ (hier wieder der Einsatz meiner hoch geschätzten Wärmflaschen) und einer Mütze Schlaf zu Leibe Rücken.

Wie meistens schaut nach ein paar Stunden Schlaf die Welt schon wieder ganz anders aus und so ist es auch diesmal. Also genau genommen regnet es das erste Mal, seit wir Deutschland verlassen haben. Trotzdem ist die Stimmung heute wieder gut, vor allem auch deshalb, weil wir inzwischen einen Plan für die nächsten Tage ausgeheckt haben.

Am frühen Nachmittag haben sich dann auch die letzten Regenwolken verzogen und wir unternehmen nochmal einen Erkundungsspaziergang.

Vollends weg geht der leichte Anflug des Reise-Blues nach einem leckeren Abendessen aus Krabben, Nudeln und einer Tomatensoße sowie der herrlichen Sonnenuntergangsstimmung direkt am See.

Weiter geht’s in der neuen Woche (zumindest erst mal) nach Finnland.

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