Der Norden 2023 – Woche 3

Der Norden 2023 – Woche 3

Die Kurzversion

Rovaniemi (Finnland) – Weihnachtsdorf, Polarkreis überquert; Fahrt über Kiruna auf die Lofoten; Liland (Norwegen – Lofoten), Henningsvaer (Norwegen – Lofoten), Moskenes (Norwegen – Lofoten); Hoting (Schweden) – schnell wieder in den Süden; Orsa (Schweden) – weiter schnell in den Süden; Karlsborg (Schweden) – Campingplatz am Tiveden Nationalpark

Die Langversion

Bevor wir uns von Seskarö verabschieden, erzählt unser Campingnachbar ganz aufgeregt, dass direkt vor unserem Camper ein Trauerschnäpper herumhüpft. Aufgefallen ist mir der Vogel auch schon, aber ich als eher mäßig begabter Hobby-Ornithologe habe ihn für eine etwas pummelige Bachstelze gehalten…

Auch die dritte Woche starten wir mit einem Länderwechsel. In Haparanda überqueren wir den Grenzfluss Torne älv nach Finnland und düsen weiter bis nach Rovaniemi, genau genommen ins Weihnachtsdorf am Polarkreis. Im Santa Claus Holiday Village gönnen wir uns für zwei Nächte ein Häuschen inkl. eigener Sauna. Hier zahlt sich die absolute Vorsaison mal wieder voll aus und wir zahlen nur einen Bruchteil des sonst üblichen Preises ;-). Dass wegen eben dieser Vorsaison um spätestens 17:00 Uhr alles zu hat macht uns nichts aus. Dann gehen wir halt in die Sauna und schlafen uns aus.

Blick von unserem Fenster im Weihnachtsdorf um 23:37 Uhr

Frisch gestärkt, nach einem Frühstück bei den „Drei Elfen“, erkunden wir das Weihnachtsdorf und springen, wie es sich gehört, über den Polarkreis.

Dem Weihnachtsmann statten wir nur beinahe einen Besuch ab – das Foto mit ihm war uns dann doch zu teuer. Im Weihnachtspostamt bestaunen wir die Briefe, die regelmäßig aus aller Welt für den Weihnachtsmann eintreffen und den Sammelbehälter für Schnuller, die an den Weihnachtsmann abgegeben werden. Wir schlendern noch durch ein paar Souvenirläden und gönnen uns abends bei den „Drei Elfen“ einen Rentierburger.

Am Mittwoch freuen wir uns nochmal über eine eigene Dusche, stärken uns beim Frühstück und verlassen Rovaniemi. Die Militärflugzeuge, die tagsüber im Minutentakt über Rovaniemi donnern werden wir nicht vermissen. Unserer Meinung nach drücken sie durchaus auf die Weihnachtsstimmung…

Unser heutiges Ziel: ordentlich Strecke machen und ab auf die Lofoten. Wir haben inzwischen mehrere Reisende getroffen, die auch auf die Lofoten wollten, es sich aber aufgrund des schlechten Wetters anders überlegt haben. Auch wir waren kurz davor, es bleiben zu lassen, aber wir sind uns einig, dass wir schon zu weit gekommen sind um es nicht wenigstens zu versuchen. Diesmal lassen wir uns nicht vom Wetter abschrecken, denn gerne ist das mal ein Faktor bei unserer Planung.

Kurzfristig ziehen wir einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Kiruna in Betracht, aber nachdem es in Kiruna bei ca. 5 °C regnet verwerfen wir das sehr schnell und fahren weiter Richtung Norwegen. Unser Weg führt durch den Abisko Nationalpark, der uns gar nicht freundlich mit einem Schneesturm begrüßt. Wir sind froh, dass wir zur Sicherheit Schneeketten dabei hätten, auch wenn wir sie zum Glück nicht brauchen. Der See an dem wir vorbeifahren ist sogar noch zugefroren…

Immerhin sehen wir auf der Fahrt auch die ersten Rentiere und ein Schneehase hoppelt vor uns über die Straße.

Auf dem Campingplatz Evenes Camping finden wir erst mal gar niemanden vor. Keinen Betreiber und auch keine anderen Camper. Nur ein Austernfischer-Pärchen, dass sein Nest ausgerechnet zwischen zwei Stellplätze gebaut hat beäugt uns misstrauisch. Ein Telefonat mit dem sehr netten Betreiber des Campingplatzes ergibt, dass wir uns einfach einen Platz aussuchen können. Er in ca. 30 Minuten vorbei und dann erledigen wir den Rest. Also suchen wir uns einen Platz, bei dem wir das Austernfischer-Pärchen möglichst wenig stören und trotzdem nicht von der Klippe geweht werden.

In einer Regen-/Schneepause wagen wir uns trotz dem eiskalten Wind für einen kurzen Spaziergang vor den Bus und treffen ein Paar aus Österreich, die nicht weit vom Campingplatz ihr Lager aufgeschlagen haben. Der Platz schaut super aus zum wild stehen bleiben, aber heute ist das für uns keine Option. Wir brauchen den Strom vom Campingplatz, damit wir unseren Heizlüfter betreiben können…

Knappe 3-4 Stunden später erscheint dann der Besitzer, führt einen netten Smalltalk mit uns und kassiert die echt preiswerte Gebühr per Kartenzahlung ab.

Am nächsten Tag streichen wir spontan unseren Plan, noch nach Andenes (auf den nördlichen Geschwistern der Lofoten) zu fahren und beschließen statt dessen, die Lofoten bis zum südlichsten Ende, genau genommen nach Å zu durchqueren. Es schneit und regnet immer wieder heftig, zum Teil sogar so sehr, dass der Schnee (auch auf der Straße) liegen bleibt. Das macht uns einfach keinen Spaß.

Wir stellen fest, dass die norwegischen Tunnel entweder kaputt sind oder wir in die falsche Richtung fahren… Von unseren Fahrten nach Italien kennen wir es, dass das Wetter besser ist, wenn wir auf der anderen Seite raus kommen. Hier funktioniert das nicht. Im Gegenteil, meistens ist das Wetter auf der anderen Seite noch schlechter…

Ein Highlight der Tour ist Henningsvaer, dass auch Venedig des Nordens genannt wird. Dort schauen wir uns das nördlichste Fußballstadion Europas an, machen eine Videocall mit Armins Fußballverrücktem Freund und stellen fest, dass der Fisch, der zum Trocknen haufenweise daneben hängt etwas streng riecht. Es war also doch nicht der offene Hosenstall des Nachbars.

Wir schlendern noch ein wenig durch den Ort und essen mittags unglaublich gute Fischsuppe, Fisch&Chips und mindestens genauso guten Kuchen in einem sehr gemütlichen Café.

Das ausgezeichnete Essen und die sehr freundlichen Café-Betreiber tragen erheblich zur Verbesserung unserer Laune bei, die sich zwischenzeitlich mal auf dem (doch sehr niedrigen) Temperatur-Niveau befand.

So gestärkt fahren wir weiter nach Moskenes, sichern uns einen Platz auf dem Campingplatz gleich um die Ecke zur Fähre und schauen uns das ca. 5 km entferne Å an. Leider hat die Museumsbäckerei, in der es angeblich die besten Zimtschnecken Norwegens geben soll schon zu. Die Sicht auf die Steilküste ist wirklich sehr schön und wir erahnen, dass die Lofoten wunderbar sein könnten, wenn das Wetter besser wäre.

Unser Plan ist also fix: morgen nehmen wir die Fähre um 7:00 Uhr nach Bodø und schauen, dass wir möglichst schnell wieder in den Süden kommen. Wir haben noch mit einigen anderen Campern gesprochen und sind uns uneingeschränkt einig: es ist viel zu kalt, viel zu nass und alle wollen schnell wieder weiter südlich. Selbst der Campingplatzbetreiber meinte, dass das Wetter momentan mindestens 10 Grad zu kalt sei.

Kurz bevor die Fähre kommt, können wir noch einen wunderschönen Regenbogen am Hafen bewundern.

Das Meer ist auf der Überfahrt eigentlich sehr ruhig, trotzdem schaukelt die Fähre (zumindest für meinen Geschmack) recht ordentlich und lässt eine mögliche Hurtigruten-Reise wieder sehr weit in den Hintergrund rücken.

Ein Highlight hält die Überfahrt für uns dennoch bereit: wir sehen einen Wal, der in einiger Entfernung zur Fähre eine Fontäne aus dem Wasser sprüht.

Von Bodø aus geht es ab in den Süden. Die Strecke ist wunderschön und führt uns vorbei an Seen, durch dichte Wälder, teilweise auch wieder über schneebedeckte Berge. Immer wieder sehen wir neben und auf der Straße Rentiere und auch ein Auerhahn-Weibchen. Die Rentiere sind überhaupt nicht beeindruckt, wenn wir auf sie zufahren und gelegentlich legen wir einen kurzen Stopp ein, bis sie die Straße wieder frei gegeben haben.

In einer Bäckerei, die wir eher zufällig entdecken, erstehen wir Schwedens beste Zimtschnecken und Sandwiches, die uns auf der Weiterfahrt bei Laune halten.

Nachdem wir ca. 11 Stunden unterwegs waren, reicht es irgendwann und wir steuern den Campingplatz Kilvamma Camping an und werden sehr herzlich empfangen. Am Campingplatz gibt es ein Thai-Restaurant und wir haben Glück und bekommen auch noch was leckeres zu Essen. Auf dem Campingplatz sind insgesamt nur 7 Campingmobile und die kommen aus 5 Nationen. Wir sind beeindruckt von so viel Internationalität. Es ist ein sehr kleiner und einfacher, aber auch sehr liebenswerter Campingplatz und wir stehen wieder direkt am See.

Die letzten Tagen haben sich nur die Wolken gesonnt, aber heute Abend spitzt auch für uns wieder ein wenig die Sonne raus und macht uns damit eine Riesenfreude.

Am nächsten Tag werden wir von Regen geweckt und die Temperaturen sind mit 7 Grad auch noch nicht in einem für uns akzeptablen Bereich. Drum heißt unsere Devise auch heute wieder: ab in den Süden und zwar soweit, bis die Sonne scheint.

Bei einer Baustelle versuchen wir das Warnschild aus dem Gedächtnis mit dem Google-Übersetzer zu übersetzen, aber mit der Info „Garnelen außer Betrieb“ können wir beim besten Willen nichts anfangen. Räka ist die Garnele doch auf dem Schild wurde es wohl mit „ck“ geschrieben, was dann schon wieder Sinn für eine Baustelle macht.

Diesmal führt uns unsere Strecke über Östersund und wir schauen uns das Biathlon-Stadion an. Auf dem Weg zum Parkplatz winkt uns erst Elvira Öberg zurück und kurz darauf sehen wir auch noch Hanna Öberg, die gerade vom Training kommt.

In Orsa ist es soweit: die Sonne scheint und die Temperaturen sind auf ca. 15 Grad geklettert. Wir checken am örtlichen Luxus-Campingplatz ein und freuen uns tierisch, dass es nicht mehr so kalt ist. Kurz sind wir mit diesen hohen Temperaturen ein wenig überfordert, weil wir uns nicht entscheiden können, welche Jacke wir anziehen sollen und ob wir es tatsächlich wagen können, keine Mütze mitzunehmen. Das legt sich aber schnell wieder und wir schlendern gemütlich zu „Burger&Buns“ einem Imbisstand den es schon seit den 50iger Jahren gibt und verspeisen dort einen unglaublich guten Burger bei einem netten Ratsch mit dem Koch. Danach gibt es noch ein Softeis und wir spazieren mit einem kleinen Umweg über den See wieder zurück zum Campingplatz.

Heute ist es so warm und trocken, dass wir nicht mal unseren Heizlüfter bemühen müssen und uns auf eine Nacht im Dachzelt freuen dürfen.

In der Früh gibt es noch ein Yoga mit Seeblick, einen Kaffee und weiter geht die Reise in den Süden. Am Nachmittag erreichen wir unser heutiges Ziel, einen Campinglatz am See ganz in der Nähe des Tiveden-Nationalparks und ergattern sogar noch einen traumhaften, relativ windgeschützten Platz am See. Die Sonne scheint, es ist hat knapp 20°C und der Platz ist fast schon kitschig idyllisch – wir sind glücklich und beschließen, hier noch mindestens eine zweite Nacht zu bleiben, evtl. sogar noch länger.

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