Südeuropa 2022 – Woche 5

Südeuropa 2022 – Woche 5

Kurzversion

Almunia de San Juan 314 km – Jaca  147 km – Urrugne 228 km – Donzenac 413 km

Die etwas ausführlichere Version

Am Sonntag ist Schluss mit der Faulenzerei und wir brechen auf in die Pyrenän. Ziel ist ein Campingplatz in den Bergen einige Kilometer hinter Huesca. Die Straßen sind frei, es geht gut zu fahren und wir freuen uns, dass wir immer noch keine Autobahngebühren in Spanien zahlen müssen.

Nach der Mittagspause wartet allerdings ein neues, weniger erfreuliches Abenteuer auf uns. Armin und ich genießen gerade die vorbei ziehende Landschaft, die uns sehr an Bud Spencer und Terence Hill Western erinnert, als uns plötzlich auffällt, dass wir die (Schwieger)Eltern nicht mehr im Rückspiegel sehen können…

Kaum ist uns das aufgefallen, klingelt auch schon das Handy und Barbara teilt uns mit, dass die beiden mit dem Wohnmobil eine Panne haben. Das Motorlämpchen leuchtet auf und das Womo hat nicht mehr die volle Leistung. Kurz drauf bleibt die Polizei bei den beiden stehen (in derMittagspause haben wir uns noch gewundert, dass wir bis jetzt noch überhaupt keine Polizei gesehen haben seit wir von Barcelona weg sind) und informiert uns über das Handy, dass sie die (Schwieger)Eltern zur nächsten Werkstatt begleiten. Sobald wir wissen, wo das ist fahren wir auch dort hin und halten erst mal Kriegsrat. Nach einer kleinen Ferndieagnose aus der Heimat (vielen Dank nochmal, Alex) und einem Anruf der Versicherung machen wir eine FIAT-Werkstatt ganz in der Nähe ausfindig und fahren dort hin. Natürlich ist da heute niemand zu erreichen – auch in Spanien ist schließlich Sonntag. Also suchen wir uns einen Campingplatz in der Nähe und hoffen, dass wir morgen was ausrichten können.

Es ist brüllend heiß, ca. 38 °C, und die Betreiberin des Campingplatzes (eine vor 11 Jahren ausgewanderte Deutsche) erklärt uns, dass diese Hitze eindeutig zu früh im Jahr dran ist. In Almunia de San Juan steppt jetzt nicht unbedingt der Bär, also genau genommen ist hier überhaupt nichts los. Wie sich der Campingplatz hier rentiert ist uns schleierhaft, aber zum Glück auch nicht unser Problem.

Gestrandet in Almunia de San Juan

In der (natürlich einzigen) Bar mit sehr freundlichem Kellner trinken wir eine Schockhalbe und essen eine Kleinigkeit. Wir freuen uns, was vom Dorfleben mitzubekommen und werden das Gefühl nicht los, dass wir als Touristen hier heute Abend die Hauptattraktion sind 😉

Nach einer unruhigen Nacht mit Hitze und Hundegebell kontaktieren wir die Werkstatt per WhatsApp und freuen uns, dass wir uns dort zum einen mit englisch verständigen und zum anderen auch gleich vorbei kommen können. Als wir in der Werkstatt ankommen, werden wir sofort bedient und es fängt umgehend jemand an, das Wohnmobil durchzuchecken. Nach ca. eineinhalb bis zwei Stunden, die wir vor dem VW-Bus rumgelungert sind, ist der Fehler gefunden. Irgendein Druckventil ist kaputt und Partikelfilter muss regenieriert werden. Auf die Frage, ob das nötige Ersatzteil per Expres geordert und die Repartur durchgeführt werden soll, nicken wir alle synchron und heftig mit dem Kopf und sind sehr erleichtert als uns der nette Juniorchef auch noch verspricht zu versuchen, das Womo bis zum Abend wieder flott zu machen.

Mit diesen guten Nachrichten im Gepack erobern wir ein kleines Restaurant in der Nähe und gönnen uns ein gutes Mittagessen im klimatisierten Restaurant. Einen Großteil des Nachmittgs verbringen die (Schwieger)Eltern in der Nähe der Werkstatt um ja nicht zu verpassen, wenn das Womo fertig wird und wir in dem Restaurant, dass leider während dem Mittagsgeschäft die Klimaanlage ausgeschalten hat. Bei ca. 40 °C im Schatten gar nicht sooo angenehm, aber immer noch besser als draußen.

Nachdem mit englisch hier nichts zu machen ist, kramt Andrea ihre eh schon dürftigen Spanischkenntnisse aus – und macht eine Arschbombe ins Fettnäpfchen… An der Bar will sie zum Wasser zwei Gläser dazu bestellen, verwechselt allerdings das Wort und bestellt statt dessen zwei Küsse. Der irritierte Blick der Kellnerin verzieht sich zu einem Grinsen, nachdem Andrea ihr erklärt, dass wir das Wasser hier trinken möchten. Jetzt we auch wieder, was Glas auf Spanisch heißt 😀

Gegen 18:00 Uhr erhalten wir die erlösende Nachricht, dass das Womo repariert und nach einer Probefahrt wieder einsatzbereit ist. Nachdem Willi mit dem Betreiber die Fahrt überstanden hat und die beiden trotz keiner gemeinsamen Sprachbasis sich gut verstanden haben, ist alles in Butter. Wir sind extrem angenehm überrascht bezüglich der Kosten und Armin und Willi erfahren beim Bezahlen, dass im Sommer häufig Wohnmobile mit Panne in der Werkstatt repariert werden und diese immer bevorzugt behandelt werden.

Nach einem kurzen Telefonat mit dem Campingplatz el Arrebol in Jaca machen wir uns sofort auf die Socken, weil dort die Rezeption nur bis 20:00 Uhr geöffnet hat. Scheinbar können wir uns zwar auch so hinstellen, erklärt der freundliche Besitzer, aber sicher ist sicher und wir schaffen es sogar bis zehn vor acht 😉

In Sachen Bürokratie haben die Spanier durchaus auch was drauf. Schon mehrfach auf der Reise haben wir festgestellt, dass ein vorhandener Swimmingpool zwar fix und fertig ausschaut, aber erst zu einem bestimmten Termin (in diesem Fall am 15.Juni) aufgemacht wird. Ob es da zwei Wochen vorher schon 40 °C im Schatten hat ist unerheblich. Wenn der 15. Juni festgelegt ist, wird auch erst am 15. Juni aufgemacht. Basta. Irgendwie beruhigend, dass scheinbar nicht nur wir kleinkariert sein können 😉

Eigentlich wollen wir es am nächsten Tag langsam angehen lassen, weil uns die Aufregung und Hitze der letzten beiden Tage noch in den Knochen steckt. Das klappt allerdings nur so halb, weil auf einmal ein Bauarbeiter zu uns kommt und sagt, falls wir heute da weg wollen, sollten wir schleunigst auf die andere Seite des Campingplatzes umziehen, weil hier gleich ein Kran aufgestellt und neue Ferienhäuser geliefert werden. Gut, dass wir inzwischen so gut eingespielt sind und nach max. 10 Minuten sind wir umgezogen. Der sehr nette Rezeptionist entschuldigt sich für die Umstände bei uns mit einem Heißgetränk unserer Wahl und bittet mehrfach um Verzeihung – sehr liab!

Irgendwann brechen wir aber dann doch endgültig Richtung Atlantik auf, hier ist es schon wieder 35 °C heiß. Von wegen auf 800 m wäre es nicht so heiß… Kurz nachdem wir losgefahren sind stellen wir fest, dass wir scheinbar in unmittelbarer Nähe des Jakobswegs übernachtet haben. Wir fahren durch wunderschöne Berge, an einem traumhaften See vorbei und nach einer Mittagspause in der Nähe von Pamplona spulen wir die letzten Kilimeter ab.

Wir sind alle ordentlich ko und heilfroh, als wir am Campingplatz angekommen sind. Schnell einchecken und dann aber Siesta, das haben wir jetzt dringend nötig.

Steilküste am Atlantik

Am Mittwoch heißt es erst mal ausschlafen, ausruhen und Wunden lecken. Die Aufregung und Hitze der letzten Tage sind nicht ganz spurlos an uns vorüber gegangen, aber nach einer ordentlichen Portion Schlaf schaut die Welt schon wieder gut aus. Trotzdem beschließen wir, hier in Urrugne in der Nähe vom Atlantik bis zum Samstag zu bleiben um unsere Batterien wieder aufzuladen und von hier aus gemütlich die Heimreise anzutreten.

Am späten Nachmittag erkunden wir noch den nächsten Ort Socoa am Atlantik und schauen der Dorfjugend dabei zu, wie sie von der Festungsmauer ins Meer springen. Ein Vater springt mit seinen zwei halbstarken Jungs vom höchsten Punkt der Mauer und bekommt von einer Passantin einen mords Anschiss, dass er kein gutes Vorbild ist. Zumindest vermuten wir das, so genau verstehen wir es ja leider nicht… Auf alle Fälle ist er beim zweiten Mal nicht mehr gesprungen, hat aber seine Jungs gut angefeuert. Ob das jetzt im Sinne der Frau war? 😉

Der Donnerstag verspricht wieder schön heiß zu werden und deshalb lassen wir es auch heute wieder langsam angehen. Wir erstehen in der Bäckerei in der Nähe des Campingplatzes leckeres Baguette, eine Spinat- und eine Tomaten-Quiche und ein Schokocroissant. Oh Mann, ist das lecker!!! Das war sicher nicht unser letzter Urlaub in Frankreich – alleine schon wegen den traumaften Bäckerein 😉

Als es ein klitzekleines bisschen kühler wird, also so gegen acht Uhr abends tuckern wir mit dem Roller nach St.-Jean-de-Luz und bummeln ein bisschen durch die Gassen.

Am nächsten Tag tricksen wir das heiße Wetter aus und machen einfach schon um 08:00 Uhr einen Ausflug. Ätsch😜 Das erste Ziel ist ein Strand am Atlanik, damit wir ein bisschen Atlantik-Feeling schnuppern können. Wir finden einen recht schönen Strand und um diese Zeit ist es auch noch ziemlich leer. Eine Zehenprobe ergibt, dass es gar nicht so kalt ist wie angenommen. Baden wollen wir trotzdem nicht, es ist ziemlich aufgewühlt und trüb und es schwimmt einiges an Seegras rum. Wir sind inzwischen echt verwöhnt was die Wasserqualität und Strände angeht…

Strand bei Abbadie

Also fahren wir noch ein bisschen weiter nach Hendaye, tuckern die Strandpromenade entlang und kommen fast wieder bis nach Spanien. Ganz am Anfang der Strandpromenade haben wir ein kleines Cafe gesehen, dass uns gefallen hat und da wollen wir wieder zurück. Gar nicht so einfach, weil Hendaye das vermutlich ausgeklügeltste Einbahnstraßensystem von ganz Frankreich hat. Aber wir geben nicht auf und sind irgendwann bei dem Cafe, trinken dann auch einen und düsen weiter zum Château Abbadie.

Eine Besichtigung heben wir uns auf wenn wir mal wieder kommen und französisch können, Führungen finden um diese Jahrezeit nämlich nur auf Französisch statt. Dafür können wir den Garten besichtigen und so bestaunen wir das wunderschöne Château von außen und genießen die traumhafte Aussicht.

Château Abbadie

Auf dem Rückweg fahren wir noch bei unserer neuen Lieblingsbäckerei vorbei und decken uns mit Baguette, kleinen Tartes und Croissant für ein spätes Frühstück ein.

Die (Schwieger)Eltern haben sich heute auch früh auf die E-Bikes geschwungen und sind nach Socoa an den Strand gefahren. Die beiden sind nicht so wasserscheu wie wir und genießen ein erfrischendes Bad im Atlantik und ein anschließendes Sonnenbad am Sandstrang.

Den Nachmittag verbringen wir mit rumlümmeln und schwitzen – was anderes ist bei den ca. 40 °C mit hoher Luftfeuchtigkeit die wir heute haben fast nicht möglich. Kurz fahren wir noch mit dem Roller zum Einkaufen und wir haben das Gefühl, dass uns jemand mit einem zu heiß eingestellten Föhn anbläst…

Unsere Anni Oma wäre heute 90 Jahre alt geworden und ihr zu Ehren gehen wir abends in ein vom Campingplatz empfohlenes Restaurant um die Ecke. Hier gibt es französische und baskische Gerichte und Dank dem google Übersetzer haben wir auch ansatzweise eine Ahnung, was wir bestellen. Die Menüs von Barbara, Armin und Andrea sind einfach ein Traum und wir genießen das leckere Essen in vollen Zügen. Willi hat nicht ganz so viel Glück, sein Steak war leider nicht so der Hit, dafür die Gesellschaft wieder mal erstklassig 😉

Am Samstag machen wir uns wie geplant auf zur ersten Etappe der Heimreise und fahren nach Donzenac. Bis auf ein paar verrückte Autofahrer rund um Bordeaux läuft es heute super gut und so verzichten wir auf eine ausgedehnte Pause und rauschen mit nur einer kleinen Pinkelpause die gut 400 km zu unserem Tagesziel. Nachdem wir uns unseren (zum Glück schattigen) Campingplatz für heute bezogen haben gehen wir unserer neuen Hauptbeschäftigung nach: wir liegen oder sitzen irgendwo rum und schwitzen. Es hat wieder um die 37 °C, heute aber mit weniger Luftfeuchtigkeit und da ist es gleich weniger schlimm. Irgendwie. Vielleicht.

Abends gibt es noch lecker Pizza von einem Foodtruck in der Nähe des Campingplatzes und damit lassen wir es für heute gut sein. Donzenac kommt mit auf die Liste der Orte, die wir bei einem weiteren Frankreich-Besuch gerne etwas genauer anschauen möchten. Es schaut von unten sehr schön aus und soll auch einen historischen Kern haben.

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